Vorurteile über Deutsche
Wenn man Erasmus in einem anderen Land macht, muss man sich
früher oder später auch mit Vorurteilen auseinandersetzen. Denn man lernt nicht
nur die italienische Kultur viel besser kennen, sondern auch viele andere, da
hier so gut wie alle Nationen vertreten sind.
Aber erst mal: Was ist überhaupt "deutsch"?
Heute haben wir im Unterricht ein Spiel gespielt, indem wir
Vorurteile über andere europäische Länder ausbreiten sollten. Diese wurden dann
entweder von dem- oder derjenigen bestätigt oder verneint. Über die „Deutschen“
haben sich eine Finnin, eine Polin und 2 Franzosen ausgetauscht und dabei kamen
ganz interessante Sachen heraus. So waren sie der Meinung, dass Deutsche jeden
Tag Bier trinken ( haha :D), dass wir viel arbeiten und fleißig sind(haha :D)
und wir alle pünktlich sind (haha :D). Also quasi die Standartvorurteile – oder
Tugenden, die über Deutsche im Umlauf sind. Abgesehen davon, dass ich alle
diese Thesen mit einigen meiner Freunden zu Hause entkräften kann - schließlich
kenn ich genug Leute, die kein Bier, bzw. Alk trinken, die immer zu spät sind (:D)
und die sich mit wenig Aufwand durch die Arbeit oder die Uni schlängeln. Soviel
also zu den „deutschen Tugenden“. Dennoch bin ich im Allgemeinen überrascht, wie gut angesehen man hier als Deutsche ist. Nach einigen schlimmeren Erfahrungen bezüglich Nationalsozialismus während Aufenthalten in Frankreich oder Belgien, dachte ich ja, dass wenigstens einer dabei wäre, der mich auf Grund meiner Nationalität ablehnt, aber das genaue Gegenteil scheint der Fall zu sein. Wenn ich mich vorstelle und sage : „Sono tedesca“, dann ist die Reaktion meistens „Wow, davvero?“ (Abgesehen von dem einen komischen betrunkenen Italiener in Lunabar, der dann „Heil Merkel“ meinte, aber mit solchen Leuten will man ja auch nicht wirklich was zu tun haben).
Viele andere ERASMUs-Studenten sind beispielsweise überrascht, wenn sie erfahren, dass man in Deutschland im Vergleich nur so wenig Geld von ERASMUS bekommt. Denn viele brigen mit Deutschland besonders Geld und eine gute Wirtschaft in Verbindung. Und sogar meine Lehrerin erwartet von uns Deutschen im Sprachkurs anscheinend mehr Fleiß als von den anderen, weil sie es gewohnt ist, dass die Deutschen immer gut vorbereitet sind und die Sprache besser beherrschen, als der Rest der Truppe (wahrscheinlich habe ich sie deswegen schon in der ersten Woche schwer enttäuscht J)
Aber auch in anderen Zusammenhängen fällt doch auf, dass wir manchmal anders ticken, als die Italiener hier. Wenn man sich mit italienischen Freunden treffen möchte und irgendwie steht man alleine auf der Piazza, dann weiß man, dass man schon wieder zu pünktlich war. Denn wer würde schon zur ausgemachten Urzeit irgendwo erscheinen?
Aber wenn man eins in Italien lernt, dann ist es
Gelassenheit und solche Dinge auch mit Humor zu nehmen. Weil das ganze Aufregen
(was wohl eine typisch deutsche Unart ist) einen definitiv auch nicht
weiterbringt. Entweder man akzeptiert es oder man versucht es ein paar Tage
später noch einmal ;-) Frei nach dem Motto "Domani" (also Morgen).
Also liebe Leute zu Hause, die immer was zu meckern haben:
Deutschland ist gar nicht so schlecht wie ihr denkt, manchmal sollte man
einfach seinen Horizont erweitern und
andere Kulturen und Gesellschaften kennenlernen, denn das schärft auch den
Blick für das, was man selber hat.
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