Dienstag, 11. September 2012

I preconcetti dei tedesci


Vorurteile über Deutsche

Wenn man Erasmus in einem anderen Land macht, muss man sich früher oder später auch mit Vorurteilen auseinandersetzen. Denn man lernt nicht nur die italienische Kultur viel besser kennen, sondern auch viele andere, da hier so gut wie alle Nationen vertreten sind.

Aber erst mal: Was ist überhaupt "deutsch"?

Heute haben wir im Unterricht ein Spiel gespielt, indem wir Vorurteile über andere europäische Länder ausbreiten sollten. Diese wurden dann entweder von dem- oder derjenigen bestätigt oder verneint. Über die „Deutschen“ haben sich eine Finnin, eine Polin und 2 Franzosen ausgetauscht und dabei kamen ganz interessante Sachen heraus. So waren sie der Meinung, dass Deutsche jeden Tag Bier trinken ( haha :D), dass wir viel arbeiten und fleißig sind(haha :D) und wir alle pünktlich sind (haha :D). Also quasi die Standartvorurteile – oder Tugenden, die über Deutsche im Umlauf sind. Abgesehen davon, dass ich alle diese Thesen mit einigen meiner Freunden zu Hause entkräften kann - schließlich kenn ich genug Leute, die kein Bier, bzw. Alk trinken, die immer zu spät sind (:D) und die sich mit wenig Aufwand durch die Arbeit oder die Uni schlängeln. Soviel also zu den „deutschen Tugenden“.


Dennoch bin ich im Allgemeinen überrascht, wie gut angesehen man hier als Deutsche ist. Nach einigen schlimmeren Erfahrungen bezüglich Nationalsozialismus während Aufenthalten in Frankreich oder Belgien, dachte ich ja, dass wenigstens einer dabei wäre, der mich auf Grund meiner Nationalität ablehnt, aber das genaue Gegenteil scheint der Fall zu sein. Wenn ich mich vorstelle und sage : „Sono tedesca“, dann ist die Reaktion meistens „Wow, davvero?“ (Abgesehen von dem einen komischen betrunkenen Italiener in Lunabar, der dann „Heil Merkel“ meinte, aber mit solchen Leuten will man ja auch nicht wirklich was zu tun haben).
 

Viele andere ERASMUs-Studenten sind beispielsweise überrascht, wenn sie erfahren, dass man in Deutschland im Vergleich nur so wenig Geld von ERASMUS bekommt. Denn viele brigen mit Deutschland besonders Geld und eine gute Wirtschaft in Verbindung. Und sogar meine Lehrerin erwartet von uns Deutschen im Sprachkurs anscheinend mehr Fleiß als von den anderen, weil sie es gewohnt ist, dass die Deutschen immer gut vorbereitet sind und die Sprache besser beherrschen, als der Rest der Truppe (wahrscheinlich habe ich sie deswegen schon in der ersten Woche schwer enttäuscht J)


Aber auch in anderen Zusammenhängen fällt doch auf, dass wir manchmal anders ticken, als die Italiener hier. Wenn man sich mit italienischen Freunden treffen möchte und irgendwie steht man alleine auf der Piazza, dann weiß man, dass man schon wieder zu pünktlich war. Denn wer würde schon zur ausgemachten Urzeit irgendwo erscheinen?


Auch ein sehr schönes Beispiel ist die Warteschlange beim Studentenwerk. Die Öffnungszeiten sind – wie fast überall auf der Welt – leicht Studentenunfreundlich und so hat das Ding nur einmal in der Woche auch nachmittags von 15 – 16.30 Uhr auf. So weit so wäre dort nicht dieser wunderbare Automat im Flur. Als wir dort letzte Woche hinkamen ging die Schlange um 15.30 Uhr schon fast bis zum Eingang. Und das war nicht – wie wir anfangs dachten – die Schlange zu den Sachbearbeitern, sondern einzig und allein für den behinderten Automaten, der die Wartezahlen verteilt. Ich weiß nicht wieso, aber ich glaube zu Hause gäbe es so was nicht. Da muss man zwar auch für jeden Scheiß ne Nummer ziehen, aber niemand (!) würde sich in so eine Schlange wirklich anstellen.

Aber wenn man eins in Italien lernt, dann ist es Gelassenheit und solche Dinge auch mit Humor zu nehmen. Weil das ganze Aufregen (was wohl eine typisch deutsche Unart ist) einen definitiv auch nicht weiterbringt. Entweder man akzeptiert es oder man versucht es ein paar Tage später noch einmal ;-) Frei nach dem Motto "Domani" (also Morgen).

Also liebe Leute zu Hause, die immer was zu meckern haben: Deutschland ist gar nicht so schlecht wie ihr denkt, manchmal sollte man einfach seinen Horizont erweitern und andere Kulturen und Gesellschaften kennenlernen, denn das schärft auch den Blick für das, was man selber hat.
 

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